Manorainjan:Dating:wer bin ich

Stand: 1-08-2016

Vorher erledigen: Wie wähle ich mir einen Profilnamen?

Wie beschreibe ich mich selbst in einem Online-Dating-Profil?


Du bist jetzt wie alt? Und Du weißt immer noch nicht, wer Du bist? Die Gestaltung Deines eigenen Profils - möglicherweise Deine erste kleine "Homepage" - ist eine gute Gelegenheit Dich selbst besser kennen zu lernen :-)

Was sollte nicht im Profil stehen?

Gemecker aller Art, über die doofe Welt da draußen, Dein erbärmliches Leben, Deinen Ex-Partner und all die Idioten, die sonst noch diesen Dienst frequentieren, gehören nicht in Deinen Profiltext. Glaub' es oder nicht, aber meckern macht nicht sexy!
Wenn Du z.B. keinen ONS (One-Night-Stand) suchst, schreibe nichts über ONS in Den Profil! Du glaubst doch nicht etwa, dass die Knallköppe, die alles anschreiben, "was nicht bei drei auf den Bäumen ist" solche Profiltexte lesen? Die schreiben Dich an, egal was in Deinem Text steht. Du bekommst nicht ein einziges ONS-Angebot weniger, weil Du sowas schreibst.
Kettenbriefe und Aufrufe aller Art, die nicht unmittelbar mit dem Dienst zu tun haben, der Dein Profil hostet, haben dort auch nichts zu suchen. Einerseits weißt Du i.d.R. gar nicht, ob diese Person, für die z.B. angeblich gerade ein Knochenmarkspender gesucht wird, jemals wirklich existiert hat; d.h. diese Kettenbriefe sind an sich schon fragwürdig genug. Andererseits sind sie keine Beschreibung über Dich und zeigen daher nur, dass Du kein eigenes Leben hast und es daher für nötig befindest, Dich um das vermeintliche Leben anderer zu kümmern.
Außerdem solltest Du ungebetene Dementis vermeiden: "Ich suche nix, habe ja nix verloren..." Ha-ha-ha! Und warum hast Du dann dort ein Profil? Dementis sind höchst verräterisch! Sie erzählen viel mehr über Dich, als Du zugeben möchtest.

Fremde Federn

Wenn Du es schon nicht lassen kannst, Dich "mit fremden Federn zu schmücken" und Gedichte oder dergleichen zu zitieren, dann bitte richtig! Vergewissere Dich, wer wirklich der Autor dieses Textes ist und mache eine, nachvollziehbare Quellenangabe! Erweise dem Schöpfer dieses Textes, den Du so dermaßen gut findest, dass Du es wieder besseren Wissens nicht lassen kannst, das in Dein Profil zu schreiben, den ihm gebührenden Respekt, indem Du wenigstens seinen Namen nennst!

Pseudo-pädagogischer Imperativ

"Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst", oder, wie in der heutigen Psycho-Szene gerne zitiert wird: "Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest" (Eva-Maria Zurhorst). Nicht nur, dass solcher Imperativ grundsätzlich wirkungslos ist und niemanden zu einem besseren Menschen macht, auch ist es in einem Online-Dating-Profil extrem missverständlich. Deshalb ist es das Beste, auf derartige Zitate zu verzichten. Wenn Du es dennoch nicht lassen kannst (und wegen dieser Unfähigkeit kannst Du einem dann echt leid tun), stelle klar, in welchem Verhältnis das Zitat zu Deiner Realität steht! Zum Beispiel:

Abgesehen davon, dass solche Imperative zu falschen Interpretation über Dich geradezu auffordern, wäre es in dieser Situation äußerst unangemessen einen auf Oberlehrer zu machen und mit erhobenem Zeigefinger Forderungen an den Profilleser zu stellen, was er zu tun und zu lassen hat: "Verfolge deine Träume... Und bleib dran..." Es geht doch nicht darum, dass Du mit Deinem Profil die anderen Leute erziehst, denn dass kann niemals auch nur im geringsten Umfange gelingen, ist 100% Zeitverschwendung aller Beteiligten. Sondern es geht darum, dass Du erkennen lässt, wer Du bist. Wenn Du aber eine Person bist, die immer an ihrem Partner rumerziehen muss, weil Du in in Wirklichkeit mit Deinem eigenen Leben so unzufrieden bist, dann mache nur so weiter, damit man das an den vielen Imperativen in Deinem Profiltext ablesen kann! Carpe Diem!

Was kann ein Profiltext und was nicht?

Dein Profiltext kann keinen Blödmann davon abhalten Dir zu schreiben, selbst wenn Du darin ganz genau beschrieben hast, was in Deinen Augen ein Blödmann ist, und dass und warum Du von so einer Type auf gar keinen Fall kontaktiert werden willst.
Dein Profiltext kann dazu beitragen, dass derjenige, für den Du ihn (im positiven Sinne) verfasst hast, sich davon angesprochen fühlt. Ob der Dir dann schreibt und wenn ja, wann, dass steht auf einem anderen Blatt, das Du wahrscheinlich nie zu lesen bekommen wirst.

Woher nehmen und nicht stehlen?

Du hast doch Freunde, oder? Die kannst Du fragen, was sie von Dir halten. Das ist interessant! Mitunter wirst Du (nicht immer angenehm ;-) überrascht sein, was Du über Dich zu hören bekommst. Frage Freunde beiderlei Geschlechts, was sie über Dich erzählen würden und was sie gerne in einem Profiltext lesen würden. Frage Dich, was Du gerne in einem Profiltext über Dein "Objekt der Begierde" lesen würdest! Das gibt Dir schon einen Haufen Anhaltspunkte.
Bis dahin kannst Du schon mal die Formalien erledigen und all die üblichen Fakten über Dich aufzählen, die der Dienst noch nicht während der Anmeldung abgefragt und im Profil in den entsprechenden Spalten veröffentlicht hat:
Wohnort, Alter, Größe, Gewicht, Familienstand, Kinder (ja, wie viele/nein, will aber oder (kann) nicht (mehr)), rauchst Du, trinkst Du, bist Du Vegetarier? Sternzeichen, Religion, hast Du eine politische Meinung? (echte)Haarfarbe, Augen, Brille ...

Fakten oder Meinungen?

So, jetzt zitiere ich auch mal was:
"Beobachtung und Beurteilung von einander getrennt zu halten
ist die höchste Form menschlicher Intelligenz."

Du könntest z.B. schreiben: "Ein paar Pfunde zu viel", oder Du schreibst einfach Dein Gewicht, Deine Größe oder Deinen BMI.
Ob das was gutes oder was schlechtes ist, überlässt Du besser Deinem Profilleser, denn:
"Die Wahrheit und die Schönheit liegen im Auge des Betrachters"
D.h. was dem einen zu schwer ist, ist dem anderen zu leicht.
Man sagt auch: "The one man's food is another man's poison."

Der Beruf

Wir leben im Kapitalismus. Der maximale Profit ist unser Gott.
Nun ja, er ist nicht unbedingt Dein Gott, oder mein Gott. Er ist der Gott der Kapitalisten, also der Leute, die hierzulande das Sagen haben.
Daher ist es auch "ganz normal", dass man nach dem beurteilt wird, was man "verdient" also wie viel Geld man "macht".
Früher, zu Zeiten der Stände, wurde man nach dem angesehen, was für einen Beruf man hat. Man war z.B. Bäcker, weil der Vater schon Bäcker war und der Sohn bzw. einer der Söhne, würde auch Bäcker werden. Die Ehefrau war natürlich die Bäckersfrau, sonst nichts.
Individuelle Vorlieben und Abneigungen zählten nicht so viel.
Und heute? Heute machst Du Dir Gedanken darüber, was Du in Deinen Profiltext bei einem Online-Dating-Dienst schreiben sollst.
Wer bin ich wirklich? Bin ich, was ich gelernt habe? Bin ich, was ich tue? Bin ich, was ich gerne tun möchte? Tue ich, was ich tun möchte, oder was mehr Geld bring oder was ich als einziges zu tun bekommen habe, oder bin ich noch auf der Suche?

Hier bist Du auf der Suche und zwar nach einem Partner. Dein Leben wird zwar durch Beruf und Geld bestimmt, aber Du möchtest um Deiner Selbst willen geliebt werden. Aber niemand liebt einen Profiltext oder ein Bild. Du möchtest ja auch nicht, dass jemand Dein Bild liebt oder Deinen Text. Du selbst möchtest geliebt werden. Also, wie kommst Du von dem was Du "bist" oder tust zu einer Beschreibung, die dem Profilbetrachter hilft, zu verstehen, wer Du wirklich bist?

Nehmen wir mal an Du bist (hast studiert) diplomierte Sozialpädagogin und arbeitest (oder hast gearbeitet) als Sozialarbeiterin. Was könntest Du daraus ableiten, wer Du "wirklich" bist? Hast Du auf Soz.Päd studiert, weil für Psychologie Deine Abiturnoten zu schlecht waren? (Du bist mehr anpassungsfähig als ambitioniert?) Hast Du das studiert, weil Dein damaliger Freund das auch machte? (Du bist sehr loyal/anhänglich/unselbstständig?) Oder war es Dir (bzw. Deinen Eltern) wichtig ein Diplom zu haben? (standesbewusst) Oder weil Du dachtest, Du könntest "die Welt verbessern"? (idealistisch) Und Du arbeitest als Sozialarbeiterin, weil Du die Herausforderung liebst oder gerne mit Menschen umgehst, oder die Notwendigkeit (in dem Bereich) gesehen hast, oder Du dort beamtet bist/wirst? (sicherheitsbewusst)

So könntest Du anstelle Deines Berufes über Dich sagen:
Ich bin ein Idealist mit sozialer Ausrichtung, Bildung und Gerechtigkeit sind mir wichtig. Außerdem liebe ich die Abwechslung und habe einen kleinen Helfer-Tick (das sagt etwas über Dein Beziehungs-Muster aus).

Zukunft oder Vergangenheit?

Und schreibe nicht nur das was ist, sondern auch das was Du gerne hättest. Denn wer Du wirklich bist, das sind Deine Wünsche und Hoffnungen. Hättest Du sie alle schon verwirklicht, wäre Dir das Leben langweilig. Und da Du sie noch nicht alle verwirklicht hast, kann man sie in den objektiven Tatsachen Deines Lebens noch nicht sehen.