GfK:Intro:Pseudo-Axiom: Alle Handlungen ...

Stand:
25-10-2016

Es gibt diverse Formulierungen dieses Pseudo-Axioms, z.B.:

In dieser Idee stecken zwei grundsätzliche Irrtümer:

  1. "Es sind die Bedürfnisse, die uns zum Handeln bringen." Falsch! Es sind die Gefühle, die uns motivieren. Von den angenehmen Gefühlen wollen wir mehr und von den unangenehmen weniger. Bedürfnisse an sich sind nicht wahrnehmbar und daher nur auf dem Umweg über den Intellekt, bedingt und nur indirekt motivierend.
  2. "Der Mensch weiß, was gut für ihn ist." Ganz falsch! Die meisten Menschen wissen überhaupt nicht, was gut für sie ist. Daher sind ihre Handlungen bestenfalls Versuche ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Die Kunst der Herrschaft liegt eben genau darin, den untergebenen Menschen so zu manipulieren, dass er sein eigenes Wohl mit dem Wohl der herrschenden Klasse verwechselt und sich so von ihr ausbeuten lässt. Dieses böse Spiel wird seit Jahrtausenden gespielt, seit es Gesellschaftsstrukturen gibt und somit auch herrschende Klassen. In Zeiten des Kapitalismus - also jetzt -, in einer parlamentarischen Demokratie - also in der BRD - sind die Großkapitalisten die herrschende Klasse.

Für den modernen Menschen gibt es keinen zwingenden Zusammenhang zischen seinen wahren Bedürfnissen und seinem eigenen Handeln. Insbesondere neigt die Mehrheit dazu, unangenehmen Gefühlen auf eine untaugliche Art aus dem Weg zu gehen. Gegen Kopfschmerzen nimmt man Aspirin anstatt sich eines gesünderen Lebensstils zu befleißigen und treibt sich derart selbst in die chronische Erkrankung, noch mehr Schmerzen und den frühen Tod. Die Bekämpfung von Symptomen hat Konjunktur wie nie zuvor. Ursachen werden immer weniger angegangen.

Wenn man effiziente GfK praktizieren will, muss man also zu allererst verstehen, dass der Mensch durch seine Gefühle motiviert wird, selbst durch die verdrängten Gefühle. Man muss ihm helfen, diese Verdrängungen zurück zu nehmen, die eigenen Gefühle vollumfänglich anzuerkennen und zu lernen, welche echten eigenen Bedürfnisse die Auslöser für diese Gefühle sind. Erst dann kann man den gesunden und produktiven Zusammenhang zwischen Handlung und Bedürfnis wieder herstellen, zweckmäßige Strategien entwickeln und zu wahrhaft befriedigenden und nachhaltigen Ergebnissen kommen. Das wäre Emanzipation.

Dieses Pseudo-Axiom ist also ein Mittel der Verharmlosung und soll Kritikfähigkeit behindern. Zutreffend hingegen ist das echte GfK-Axiom von Marshall Rosenberg:

"Gewalt ist tragischer Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse."

Marshall hat es aus gutem Grund tragisch genannt. Es ist also etwas nicht hinzunehmendes, etwas, dass sich nicht wiederholen soll. So ist jede Gewalt ein Aufruf, etwas zu tun. Gewalt in der Tat, in der Sprache und in Gedanken ist und bleibt kritikwürdig.