Ver. 1,1 7-1-2011

Gewaltfreie Kommunikation

Übungsgruppe Braunschweig

Warum eine GfK-Übungsgruppe?

 

Marshall Rosenberg sagt, dass für die meisten Menschen die GfK wie eine Fremdsprache ist. Es gibt Grundregeln, Vokabeln aber es gibt auch eine andere Art mit den Gedanken und Gefühlen umzugehen. Das ist sehr ungewohnt und bedarf der Übung. Es genügt überhaupt nicht, sich rein theoretisch mit der GfK vertraut zu machen.

Das würde selbst im Falle der Mathematik nicht genügen. Auch Mathematiker müssen üben, praktizieren. Wenn man die einzelnen Techniken, Denkungsarten, Vorgehensweisen usw. nicht wirklich geübt hat, fallen einem angesichts eines schwierigen Problems einfach keine guten Lösungswege ein.

Und im Falle von GfK würde das bedeuten, in die alten Fühl-, Denk-, Sprach- und Handlungsmuster zurück zu fallen.

Gewohnheitsmenschen, Gewohnheiten mit bestimmten Menschen

Die GfK wird oft benutzt um emotional festgefahrene Konflikte aufzulösen. Das sind Konflikte zwischen zwei Menschen oder Menschengruppen, die sehr starke emotionale Bezüge zueinander haben, die sich schon länger kennen und demzufolge auch feste Ansichten über einander haben und eingefahrene Gewohnheiten der Kommunikation. Das könnte z.B. eine erwachsene Tochter und ihre Mutter sein, oder ein Ehepaar, dass schon lange verheiratet ist. Es ist sehr schwer, in so eine alte Beziehung eine neue Art der Kommunikation einzuführen. Es ist zudem meistens so, dass nur eine Partei überhaupt die ehrliche Absicht hat, die Möglichkeiten der GfK zu nutzen, um eine qualitative Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehung zu erarbeiten.

Solche, seit Jahrzehnten einstudierte Verhaltensmuster zu durchbrechen ist wirklich sehr schwer. Und oft führt schon der Versuch etwas neues einzuführen zu einem Konflikt an sich, denn Neues, Ungewohntes, Unerwartetes, Unbekanntes erzeugt meistens Angst und Misstrauen, besonders, wenn es an gewohnten Plätzen auftaucht. Ja, wenn die Veränderung dazu führen würde, dass das passiert, was man sich schon immer gewünscht hatte ... aber das tut sie so gut wie nie. In der ersten Phase kommt der GfK-Übende mehr zu sich selbst. D.h. er ist weniger manipulierbar. Das ist meist nicht, was sich das Gegenüber wünscht.

So hat man es nicht nur mit dem ursprünglichen, alten Konflikt zu tun hat, sondern gleichzeitig mit der Irritation über die neue Art zu Kommunizieren. Man hat also drei oder mehr Erschwernisse auf ein Mal:

  1. Das Problem an sich
  2. Die Irritation über eine versuchsweise Verhaltensänderung
  3. Die Übung in GfK
  4. Die Unsicherheit über Erfolg oder Misserfolg
  5. Die Aussenseiterposition / keinen Helfer

Das riecht nach Überforderung, oder?

Take it easy!

Für Menschen, die sich gerade erst theoretisch mit der GfK befasst haben, z.B. durch das Lesen eines Buches über GfK, ist es eine Überforderung, diese ungewohnte Denk- Fühl- und Sprechweise in einer emotional belasteten alten Beziehung zu üben.

Darin etwas zu üben, dass man noch nicht kann, liegt eine Schwierigkeit, eine Herausforderung. Insbesondere ist es eine Schwierigkeit anzufangen etwas zu üben. Nicht nur habe ich die Fähigkeit noch nicht entwickelt, ansonsten es ja keine Notwendigkeit zur Übung gäbe, auch kenne ich den Übungsweg, die Methoden der Übung noch nicht. Aller Anfang ist schwer.

Zudem verhält sich meine Umwelt nicht kooperativ. Wenn ein Kind schreiben lernt, werden fast alle dafür sein. Jeder wird sagen: "Ja, mach' das, das braucht man im Leben!" Viele werden bereit sein, die Übung des Kindes in dieser anerkannten Kulturtechnik zu unterstützen. Das Kind soll sich dahin entwickeln, wo die Älteren in der Gesellschaft, wo die Mehrheit schon ist. Das macht es natürlich viel leichter. Aber im Falle der GfK wollen wir uns dahin entwickeln, wo die Mehrheit schon lange nicht mehr ist, schon seit Jahrtausenden nicht mehr. Wir arbeiten und üben also gegen den z.T. sogar erklärten Widerstand der Mehrheit. Es wäre wirklich sehr dumm zu glauben, man könne das zudem "life" mitten in der belastenden Konfliktsituation tun, ohne gleich in die alten Muster zurück zu fallen, die wir uns zu unserem vermeintlichen "Schutz" antrainiert haben.

Warum nicht alleine?

Für die ersten Übungen brauchen wir eine Gruppe von wohlwollenden und selbst an der GfK interessierten Menschen, mit denen wir noch keine emotionalen Desaster erlebt habe, über die wir uns noch keine festen Ansichten und Vorurteile gebildet haben, die gemeinsam mit uns, neugierig und spielerisch an dieses hochinteressante Thema heran gehen wollen.

In Rollenspielen können psychologisch und kommunikativ ausgerichtete Übungen am wirkungsvollsten gemacht werden. Im Grunde kann man die GfK natürlich auch mit sich selbst üben, insbesondere, da der Mensch auch immer einen inneren Dialog führt und die GfK auch und gerade dort eine sehr positive Wirkung entfalten kann. Aber andererseits ist der Mensch mit dem wir den inneren Dialog führen, ein uns sehr bekannter Mensch, mit dem wir die älteste Beziehung überhaupt haben, über den wir die festesten Ansichten haben und der im Grunde für alles "schlechte" verantwortlich zu machen ist, das uns jemals zugestoßen ist. Mit keinem anderen Menschen haben wir derart feste Kommunikationsgewohnheiten, wie mit uns selbst. Wir sind für uns selbst der schwierigste Übungspartner, den es gibt.

Unabhängig!

Gerne wird übersehen, dass es in einer hierarchischen Beziehung keine wahrhaftige Kommunikation geben kann. Abhängigkeiten in Beziehungen stehen einer offenen und ehrlichen Kommunikation leider immer im Wege. Der sich in einer spezifischen Situation zumindest abhängig oder unterlegen bzw. untergeben glaubende neigt dazu, seinen Bericht zu verschönern, also ihn zu verfälschen oder wesentliche Elemente auszulassen. Weitestgehende Offenheit ist aber eine sehr wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Übung in GfK.

Daher ist es nicht ratsam insbesondere Pärchen oder Vorgesetzte und Angestellte zusammen in eine Übungsgruppe aufzunehmen. Selbst die Rolle eines professionellen Übungsleiters der dadurch, dass er von den Teilnehmern für seine Arbeit bezahlt wird und der von dieser Bezahlung nennenswert abhängig ist, erschwert die Offenheit in der Kommunikation.

Arbeitsteilung:

Wenn man ein großes Problem hat, bewältigt man es am besten, indem man es in viele kleine Teile teilt und diese einzeln bearbeitet. Oder man teilt sich die Arbeit, indem mehrere Personen an der gleichen Sache arbeiten, am besten arbeitsteilig, sich spezialisierend. Die Arbeit im Team macht sowieso immer mehr Spaß als alleine. Damit überwindet man nicht nur die kleinen Anfängerproblemchen, sondern auch größere, ernstere Probleme.

4 Augen sehen mehr als zwei

Und 10 Ohren hören auf so unterschiedliche Art, dass kaum noch jemand die Chance hat, sich selbst etwas vor zu machen, wie das bei der Übung nur mit sich selbst leicht passieren kann. Nur zu leicht kann man sich sagen: "Aber, ich habe doch alles richtig gemacht, habe die 4 Schritte eingehalten usw. Der Fehler liegt einfach bei meinem Gegenüber, der kooperiert einfach nicht!!" Die Gruppe wird Dir schon erläutern, was schief gelaufen ist, und warum es so gekommen ist, wie es kommen musste. Und mit der Hilfe der Anderen wirst Du lernen, wie Du es besser machen kannst. "Our goal is not to become perfect, it is to become progressively less stupid." MBR ;-) Oder, wie SHIVA sagte: Organisation ist Stärke im dunklen Zeitalter.